10:4-Sieg für das JTH gegen SSF Bonn: Das Judo-Team Holten gewinnt am vierten Kampftag in der 2. Judo-Bundesliga auswärts gegen Bonn. Zwei strittige Kamprichterentscheidungen kosteten aber zwei Punkte und die erneute Tabellenführung.
10:4-Sieg für das JTH gegen SSF Bonn
10:4-Sieg für das JTH gegen SSF Bonn: Ein emotionaler Kampftag auswärts gegen die SSF Bonn liegt hinter der Bundesliga-Mannschaft des Judo-Team Holten. Die Holtener gewannen zwar 10:4, zwei strittige Kamprichterentscheidungen kosteten aber zwei Punkte und die erneute Tabellenführung. „Ich bin stolz auf die Leistung, die jeder Einzelne heute gezeigt hat, aber in Fall von Christians Kampf werden wir Protest einlegen.“
Gemeint war der Kampf von Christian Beckmann +100kg, der als Vierter bei einem Stand von 2:1 für die Holtener auf die Matte ging. Zuvor hatten Cevin Börgel (-100kg) und Manuel Baptista (-81kg) ihre Partien für das JTH gewonnen, doch schon in Baptistas Kampf war es zu Irritationen ob zweier Kampfrichterentscheidungen gekommen, die allerdings nicht ins Gewicht fielen, da Baptista letztlich eindeutig gewann.
Fehlentscheidung in Beckmanns Kampf: Disqualifikation
Zur entscheidenden Szene in Beckmanns Kampf kam es, als dieser seinen Bonner Gegner Jan-Marek Meyer Ushiro-goshi (Hüftgegenwurf) aushob und warf. In dem Versuch, dies zu verhindern, harkte der Bonner sein Bein in Beckmanns Standbein vollständig ein. Meyer fiel dennoch, Ippon – Sieg – für Holten. Eigentlich. Denn die Kampfrichter hatten dies genau andersherum gesehen: Beckmann habe sich in das Standbein von Meyer vollständig eingeharkt, was aufgrund der Verletzungsgefahr verboten ist.
Die Folge: Neben der Wertung für Bonn statt für das JTH auch Hansokumake, also eine Disqualifikation, Beckmanns für den weiteren Kampftag. In dieser aufgeheizten Stimmung war es dann noch an Sebastian Menz (-73kg), Finn Bittscheidt (-66kg) und Jason Wong (-60kg) zu kämpfen – und alle drei blieben äußerlich ruhig und souverän, im Kampf angriffslustig, aber nicht riskant. Es schien, als kämpften sie für Beckmanns Rehabilitation. Menz sicherte sich und dem Judo-Team Holten bereits nach 21 Sekunden den Sieg, auch Bittscheidt geriet nicht wirklich in Gefahr und gewann nach knapp einer Minute mit Ippon, Wong baute mit seinem Sieg den Halbzeit-Vorsprung zum 5:2 aus.
Souverän mit der Situation umgegangen
In der 20-minütigen Kampfpause analysierten die Holtener dann Video- und Bildmaterial, das die Fehlentscheidung in Beckmanns Kampf zeigt. Zunächst aber galt es, sich auf die Rückrunde und sieben weitere Kämpfe zu konzentrieren. In einer mitreißenden Pausenrede an seine Teamkameraden baute Beckmann die Mannschaft auf, forderte, „jetzt erst recht“ alles zu geben, gutes und faires Judo zu zeigen und die wichtigen Punkte nach Hause zu holen. Und das taten sie:
Börgel gewann wie in der Hinrunde nach regulärer Kampfzeit mit Waza-ari-Vorsprung, Marcel Lauer, der nun +100kg für Beckmann antrat, gewann mit Harai-goshi (Hüftfeger) Ippon, auch Bittscheidt und Wong gewannen mit einem Hebel (Juji-gatame) bzw. Waza-ari-awasete-Ippon nach Uchi-mata-Ansatz. Zuvor hatte auch der -73kg für Menz gekommene Basile La Fontaine seinen Gegner nach Waza-ari-Führung in einen Haltegriff gebracht, den der Bonner mit abschlagen beendete. Abgeschlagen hatte im Kampf -90kg aus Sicht der Kampfrichter auch Justin Kappes. Dem voraus gegangen war jedoch ein Wurfansatz von Kappes, der beide Kämpfer zu Fall brachte. Beide kamen dabei auf dem Rücken zu liegen, Kappes unten.
Abgeschlagen oder nicht abgeschlagen?
Der Kampfrichter hatte zunächst jedoch – aus Holtener Sicht zurecht – Waza-ari für Kappes gewertet. Da Kappes bereits mit einem Waza-ari führte, hätte dies nun Punkt und Sieg für Holten sein müssen. Davon ausgehend, schlug Kappes seinem Gegner tatsächlich auf den Arm, jedoch um diesen zu signalisieren, dass der Kampf beendet sei. Als dann allerdings fälschlicherweise auf der Anzeigentafel zunächst eine Ippon-Wertung für Bonn angezeigt wurde, war die Verwirrung komplett.
Zunächst gab der Kampfrichter Ippon für Bonn, korrigierte dies dann, um anschließend erneut Sieg für Bonn anzuzeigen, da Kappes‘ „Abschlagen“ als genau das gewertet wurde: als Abschlagen, also Kampfaufgabe.
Am 29. Juni zu Hause gegen Leverkusen „richtig Rabatz“ machen
Der junge Holtener war anschließend am Boden zerstört, vom Chef gab es jedoch nur lobende Worte: „Ich bin stolz auf euch! Ihr habt den Sieg trotz zweier verschiedster Kämpfe nach Hause geholt.“
Während Beckmann abschließend forderte, am 29. Juni im Heimkampf gegen Leverkusen „richtig Rabatz“ zu machen und nach drei Bundesliga-Niederlagen (2021 1:6, 2022: 6:8 und 2023 6:8) den Favoriten dieses Mal zu schlagen, wird sich das Judo-Team Holten zum Kampf von Christian Beckmann offiziell an den DJB wenden. „Am Ende können das wichtige Punkte in der Unterbewertung sein, die uns zum Saisonende die Tabellenführung kosten können und wir finden, das Bild- und Videomaterial belegt die Fehlentscheidung eindeutig“, begründet Chef-Coach Ralf Najdowski die Entscheidung.