Wann ist „hautnah an der Grenze“ zu nah?

Wann wird aus „hautnah an der Grenze“ eigentlich eine Grenzverletzung, die unter die Haut geht? Grenzverletzungen, emotional wie körperlich, passieren auch im Sport. Wie können wir uns zur Wehr setzen, wie können wir präventiv wirken? Diesen und anderen Fragen gingen Experten und Expertinnen aus verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen auf Einladung des Frauennetzwerk des SSB nach. Für den organisierten Sport nahmen Jennifer Petrich und Alexandra Hagenguth vom Judo-Team Holten an der Podiumsdiskussion teil.

Die wie zufällig wirkende Berührung im Aufzug, eine zweideutige Bemerkung über das Aussehen in der Teeküche am Arbeitsplatz, ein anzüglicher Blick beim Training – sexuelle Belästigung zeigt sich in verschiedenen Formen und kann überall stattfinden. Niemand muss dem aber hilflos ausgeliefert sein.

Mandy Owczarzak stellte als Fachberaterin beim LSB NRW das Qualitätsbündnis zum Schutz vor sexualisierte Gewalt vor, das allen Sportvereinen umfassende und kostenfreie Weiterbildungs- und Qualifizierungsmaßnahmen bietet, Daniel Post erläuterte die Arbeit der kinderpsychologischen Beratungsstelle, Oberhausens Polizeipräsident Alexander Dierselhuis informierte über polizeiliche und juristische Aspekte sowie über Projekte, die Betroffenen zur Verfügung stehen, Ulrike Köhler berichtete über ihre Erfahrungen mit dieser Thematik als Frauen- und Mädchenreferentin im Frauennetzwerk des SSB.

Sexualisierte Gewalt hat viele Facetten

Das Judo-Team Holten hat sich bereits auf den Weg gemacht, sexualisierter Gewalt im Sport offensiv und präventiv zu begegnen. „Schon im Februar 2020 hatten wir für den Vorstand eine erste Informationsveranstaltung durch den LSB organisiert und uns im März während eines zweitägigen Seminars mit der Entwicklung und Umsetzung eines Schutzkonzepts für den Verein auseinandergesetzt, bevor dann auch uns der Lockdown unsanft ausgebremst hat“, erklärt JTH-Pressewartin Alexandra Hagenguth.

Zusammen mit Jugendwartin Jennifer Petrich steht sie als offizielle Ansprechpartnerin im Verein zur Verfügung. „Am Ende müssen alle im Verein ehrenamtlich Tätigen informiert und eingebunden sein und dahinterstehen. Hier liegt auch vor uns noch Arbeit, aber der erste Schritt ist getan.“ Ziel ist die offizielle Zertifizierung durch das Qualitätsbündnis des LSB. „Wir möchten damit ein Zeichen setzen und auch anderen Vereinen Mut machen, uns zu folgen, Grenzverletzungen klar beim Namen zu benennen und nicht zu tolerieren“, Alexandra Hagenguth abschließend.